Ein graues Klassenzimmer mit gelangweilten Schülern, vorne eine Lehrerin mit Frontalunterricht. Aus der Mitte des Raumes erhebt sich ein bunter Schmetterling, der durch eine aufgestoßene Tür ins Freie flattert – draußen warten ein Kreis von Menschen, die lachend zusammen ein Spielbrett aufbauen.

Spielerische Lernreisen – Buchzusammenfassung Teil 1

Im ersten Flügelschlag – Vom Schulfrust zum Team-Schmetterling

Der Auftakt zur Mini-Serie über Claudia Haußmanns „Spielerische Lernreisen“ dreht sich um den ersten von drei Teilen des Buchs: von persönlichen Schulfrusterfahrungen über die Idee agilen Lernens im Team bis hin zur Frage, warum Spiele mehr sind als bunte Pausenfüller.

Ein graues Klassenzimmer mit gelangweilten Schülern, vorne eine Lehrerin mit Frontalunterricht. Aus der Mitte des Raumes erhebt sich ein bunter Schmetterling, der durch eine aufgestoßene Tür ins Freie flattert – draußen warten ein Kreis von Menschen, die lachend zusammen ein Spielbrett aufbauen.
Durch Spiele vom Schulfrust zum Team-Schmetterling [Bild generiert mit Copilot]

Hand aufs Herz: Wer hat in der Schule beim Frontalunterricht nicht auch innerlich abgeschaltet? Tafel voll, Kreide quietscht, Lehrer redet – und man selbst zählt die Ritzen im Parkett. Claudia Haußmann startet ihr Buch genau mit diesem Gefühl. Sie nimmt uns mit von der Langeweile im Klassenzimmer hin zu einer Lernhaltung, die tatsächlich Freude machen darf.

Schon das Vorwort macht klar: Lernen soll nicht mehr als Pflichtveranstaltung daherkommen, sondern als Entwicklungsmöglichkeit. Und zwar nicht als Solo-Trip, sondern gemeinsam im und mit dem Team.

Das Buch gliedert sich in 3 Teile:

Von Anfang an wird betont, dass Teamentwicklung keine Einmal-Aktion ist, sondern im Lernraum über Zeit hinweg entsteht. Für mich ein wichtiger Hinweis, denn zu oft wird Veränderung noch als Workshop „mit sofortigem Effekt“ verkauft – was in der Realität selten funktioniert.

Buch mit Wegweiser [Generiert mit Copilot]
Lernen neu denken [Generiert mit Copilot]

Vom Schulfrust zum Schmetterling

Claudia Haußmann erinnert sich an den Unterricht wie an einen alten, miefigen Mantel: schwer, eng, und irgendwie immer zu warm. Aber genau dieser Frust war wohl nötig – wie ein Kokon, der irgendwann aufreißt, damit was Neues fliegen kann.

Ihr Punkt ist simpel und ziemlich einleuchtend: Wissen bleibt nicht hängen, wenn man nur zuhört. Es braucht Ausprobieren, Scheitern, Wiederholen. Theorie ohne Praxis ist wie eine Anleitung ohne Gerät – man kann sie lesen, aber benutzen lässt sich damit nichts.

Vom Schulfrust zum Schmetterling [Generiert mit Copilot]
Vom Schulfrust zum Schmetterling [Generiert mit Copilot]

Agiles Lernen im Team: Kein Bälle-Zuwurf, bitte.

Im nächsten Schritt geht’s ums Team. Und zwar richtiges Team – nicht die Variante, bei der einer ackert und die anderen freundlich nicken.

Teamfähigkeit heißt nicht „alle sind nett zueinander“. Es heißt:

  • Eigene Stärken einbringen, statt sie im stillen Kämmerlein zu pflegen
  • Gemeinsame Ziele verfolgen, nicht nur die eigenen
  • Bedürfnisse äußern, aber bitte mit Blick aufs Ganze
  • Andere Perspektiven zulassen, auch wenn sie nerven
  • Das Wir-Gefühl stärken, ohne Gruppenkuscheln
  • Besonders spannend: der Unterschied zwischen Zuarbeit und echter Zusammenarbeit.

Zuarbeit heißt: ein paar Schlüsselspieler machen den Job, der Rest wirft Bälle zu. Fällt einer aus, steht das Team da wie bestellt und nicht abgeholt.
Zusammenarbeit heißt: Wissen und Verantwortung sind verteilt. Das Team kann reagieren, auch wenn’s mal ruckelt.

Das Bild vom Handballteam passt perfekt: Selbst mit dem besten Spieler gewinnt man nichts, wenn der Rest nur Staffage ist.

Und daraus ergibt sich für mich ein Punkt, den man nicht oft genug sagen kann: Lernen hört nie auf. Wer glaubt, er sei „fertig“, ist kein Antrieb – sondern Bremse.

Gemeinsam lernen und wachsen [Generiert mit Copilot]
Gemeinsam lernen und wachsen [Generiert mit Copilot]

Agile Prinzipien als Fundament

Das Buch macht keinen Hehl daraus: Wer Agilität für eine Sammlung von Methoden hält, hat das Prinzip nicht verstanden. Es geht nicht um Frameworks. Es geht um Pragmatismus statt Dogma.

Dabei entstehen aus meiner Sicht ganz natürliche Spannungsfelder – und genau die machen’s spannend:

  • Verlässlichkeit ↔ Flexibilität
  • Standardisierung ↔ Kreativität

Mit der Metapher der GraviTrax-Kugelbahn bringt es das Buch implizit auf den Punkt: Wenige Bausteine, unzählige Möglichkeiten. Und manchmal fliegt die Kugel halt raus – auch das gehört dazu.

Besonders wichtig: Die Warnung vor Cargo Cult Agilität. Nur weil jemand ein Zertifikat an der Wand hängen hat oder täglich ein neues Ritual einführt, wird daraus noch lange kein agiles Team. Entscheidend ist, wie viel echter Handlungsspielraum da ist – und wie reflektiert damit umgegangen wird.

Agilität ist keine Zertifikatssammlung [Generiert mit Copilot]
Agilität ist keine Zertifikatssammlung [Generiert mit Copilot]

Spielen mit Ernsthaftigkeit – klingt paradox, ist aber wirksam.

Im Buch sind Spiele keine Pausenfüller mit Bastelcharme. Sie sind ein Experimentierlabor für echte Teamentwicklung. Man probiert, scheitert, lacht, reflektiert – und überträgt das Gelernte in den Alltag. Ein geschützter Raum, in dem Fehler nicht nur erlaubt, sondern erwünscht sind.

Dadurch wirken die Spiele für mich nicht wie Kirmesprogramm, sondern wie ein Brennglas. Sie zeigen, wie Kommunikation wirklich läuft, wo Entscheidungen hängen bleiben und ob Zusammenarbeit mehr ist als ein Wort auf dem Flipchart.

Besonders spannend: Spiele machen das Unsichtbare sichtbar. Komplexe Themen werden erfahrbar, abstrakte Prinzipien greifbar. Und das Beste: Man erlebt es gemeinsam – nicht als Einzelkämpfer, sondern als Team.

Lernen als Team im Team [Generiert mit Copilot]
Lernen als Team im Team [Generiert mit Copilot]

Abschluss und Überlegungen zum ersten Teil des Buches

Lernen neu denken – aber bitte mit echtem Leben.

Nach den ersten Kapiteln bleibt bei mir hängen: Dieses Buch meint es ernst. Es holt das Lernen raus aus dem grauen Klassenzimmer und bringt Bewegung rein – bunt, lebendig, manchmal unbequem. Immer mit dem Ziel, dass Teams nicht nur funktionieren, sondern gemeinsam wachsen können.

Was bleibt, sind ein paar Fragen, die nicht nur zum Buch passen, sondern direkt ins echte Leben:

  • Welche Lernspiele haben im Team wirklich Wirkung gezeigt?
    Nicht die mit dem höchsten Unterhaltungswert, sondern die, nach denen man anders miteinander spricht.
  • Sind frustrierende Erfahrungen Katalysator oder Bremsklotz?
    Manchmal ist genau das, was genervt hat, der Auslöser für echte Veränderung. Manchmal auch nicht. Die Frage ist: Was machen wir draus?
  • Woran erkennt man, dass ein Team wirklich lernt – und nicht nur nebeneinander arbeitet?
    Spoiler: Es hat weniger mit Post-its zu tun, mehr mit echtem Zuhören, Experimentieren und Reflexion.
  • Wo entstehen neue Möglichkeiten im Spannungsfeld zwischen Planung & Verlässlichkeit und Flexibilität & Anpassung?
    Vielleicht da, wo man aufhört, alles kontrollieren zu wollen – und anfängt, gemeinsam zu gestalten.
  • Welche Lernspiele haben im Team wirklich Wirkung gezeigt?
    Nicht zwingend die mit dem höchsten Unterhaltungswert, sondern die, nach denen man anders miteinander spricht.
Ein graues Klassenzimmer mit gelangweilten Schülern, vorne eine Lehrerin mit Frontalunterricht. Aus der Mitte des Raumes erhebt sich ein bunter Schmetterling, der durch eine aufgestoßene Tür ins Freie flattert – draußen warten ein Kreis von Menschen, die lachend zusammen ein Spielbrett aufbauen.
Durch Spiele vom Schulfrust zum Team-Schmetterling [Bild generiert mit Copilot]

Weiterführende und alternative Quellen

[Bleß 2024] Bleß, Marc/Dennis Wagner: Agile Spiele – kurz & gut: Für Agile Coaches und Scrum Master, 01.01.2024.

[Bleß 2022] Bleß, Marc/Dennis Wagner: Agile Spiele und Simulationen: Praxiserprobte Games für Agile Coaches und Scrum Master. Inklusive vieler Spiele für Online-Workshops, 30.09.2022.

[Böhmer 2020] Christian, Böhmer: Agile games: Das Spielebuch für agile Trainer, Coaches und Scrum Master, 15.11.2020.

[Dellnitz 2021] Dellnitz, Julia/Jan Gentsch/Dina Sierralta Espinoza/Nina Niemeyer/Kerstin Wehner/Sana Tornow: Daily Play: Agile Spiele für Coaches und Scrum Master. Über 20 Spiele für agiles Projektmanagement, 30.06.2021.

[Edmondson 2019] Edmondson, Amy C.: Die angstfreie Organisation: Wie Sie psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz für mehr Entwicklung, Lernen und Innovationen schaffen, 31.12.2019.

[Häusling 2019] Häusling, André/Esther Römer/Nina Zeppenfeld: Praxisbuch Agilität – inkl. Augmented-Reality-App: Tools für Personal- und Organisationsentwicklung, 16.05.2019.

[Haußmann 2025] Haußmann, Claudia: Spielerische Lernreisen: Gamechanger für die Teamentwicklung, 19.08.2025.

[Key 2021] Kea, Julian/Anne Hoffmann: Agile Games: Spiele in Workshops, Meetings und im Team-Alltag einsetzen: Wie man mit Spielen Wirkung erzeugt, 31.03.2021.

[Management 3.0] Management 3.0: Agile Leadership Toolbox: Games, Practices & Tools by Management 3.0 for Improving Employee Engagement, in: Management 3.0, 10.07.2025, [online] https://management30.com/practice/.

[play14] #play14 – play is the way: in: #Play14, o. D., [online] https://play14.org/.

[TastyCupcakes] TastyCupcakes.org: Home – TastyCupcakes.org, in: TastyCupcakes.org – Fuel For Invention And Learning, 11.03.2023, [online, zum Zeitpunkt der Zusammenfassung ohne Inhalt] https://tastycupcakes.org/.

[Werbach 2020] Werbach, Kevin/Dan Hunter: For the Win: The Power of Gamification and Game Thinking in Business, Education, Government, and Social Impact, Wharton Digital Press, 10.11.2020.

[Wertheimer] Wertheimer, Stefan/Claudia Haußmann: Im Spannungsfeld: Agilität und sicherheitskritische Systeme, o. D.


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