Sport Tartanbahn [Bild von tinabold auf Pixabay]

Sportlich (und) agil?! – Q2 2025

Rennradfahren, Cooper-Test und die kleine Ironie der Agilität

Manchmal zeigt einem einen Cooper-Test mehr über Agilität als jede Retrospektive.
Ein Trainingsplan, ein ehrgeiziger Athlet und ein nicht ganz so fitter Coach.
Oder: Warum Fortschritt oft leise passiert – und manchmal dazu führt, dass der Schüler den Lehrer überholt – nicht nur im Sport.

Sport Tartanbahn [Bild von tinabold auf Pixabay]
Sport Tartanbahn [Bild von tinabold auf Pixabay]

Neulich habe ich ein Trainingsprogramm erstellt. Für jemanden, der fitter war als ich. Das wusste er nur nicht.
Er war überzeugt, dass da nichts mehr geht. Aber wir haben’s trotzdem versucht: kein Hexenwerk, nur ein flexibler Plan zur groben Orientierung. Gute Praxis, kein Raketenstart.

Gemeinsames Training [Bild von AndiP auf Pixabay]
Gemeinsames Training [Bild von AndiP auf Pixabay]

➡️ Scrum oder Kanban – beide bieten flexible Strukturen, die sich an den Kontext anpassen lassen.

➡️Inspect & Adapt – regelmäßige Überprüfung und Anpassung des Plans.

Zur Fortschrittskontrolle: der Cooper-Test. 12 Minuten laufen, schauen, wie weit man kommt.
Ergebnis:
Er – 200 Meter weiter als beim letzten Mal.
Damit gleichauf mit der Vergleichsgruppe, die vorher noch 150 Meter Vorsprung hatte.
Und 300 Meter weiter als ich.

➡️ Sprint-Review – objektive Betrachtung der Ergebnisse am Ende eines Sprints.

➡️ Definition of Done – klare Kriterien, wann etwas wirklich „fertig“ ist.

Also:
Super – jetzt glaubt er mir, dass er fitter ist.
Schwierig – jetzt glaubt er mir, dass er fitter ist.
Man kann nicht alles haben.

Was hat das mit Agilität zu tun?

Perspektivwechel

Man sieht selbst nicht immer, wie gut man schon ist. Auch nicht im Vergleich.
Gerade in agilen Teams fällt das auf. Man steckt so tief im Tagesgeschäft, dass man die eigene Entwicklung gar nicht bemerkt.
Dann wird das Sprint-Review schnell zur Nabelschau – statt zu einem Moment, in dem man sich mal kurz auf die Schulter klopfen könnte.

Perspektivwechsel [Bild von jraffin auf Pixabay]
Perspektivwechsel [Bild von jraffin auf Pixabay]

Ein objektives Maß – wie der Cooper-Test im Sport – hilft manchmal mehr als das eigene Bauchgefühl. Nicht, weil Zahlen alles sagen. Sondern weil sie manchmal zeigen, was man selbst nicht sieht: Dass man längst weiter ist, als man denkt.

➡️ Retrospektive – Raum für Reflexion, Lernen und Perspektivwechsel.

➡️ Servant Leadership – Führung durch Unterstützung, nicht durch Kontrolle.

Einmal mit Profis arbeiten?

Man kann auch Menschen helfen, die (scheinbar) besser sind als man selbst.
Ich war langsamer, aber mein Trainingsplan hat zumindest etwas gebracht.
Im agilen Kontext: Scrum Master und ähnliche müssen nicht die besseren Entwickler sein, um einem Team zu helfen, besser zu werden.
Coaching bedeutet nicht, immer vorneweg zu fahren. Es kann auch heißen, den Windschatten zu organisieren.

Werkstatt [Bild von Jónas Thor Björnsson auf Pixabay]
Werkstatt [Bild von Jónas Thor Björnsson auf Pixabay]

➡️ Scrum Master – unterstützt das Team, ohne selbst der beste Entwickler zu sein.

➡️ Coaching & Facilitation – Teams durch Fragen und Strukturen zur Selbstverbesserung führen.

Alles ist relativ – Fortschritt auch?

200 Meter klingen nicht viel, aber bei gleichem Zeitfenster sind es Welten.
Auch im Unternehmen: Kleine Verbesserungen, konsequent gemessen und anerkannt, ergeben über Zeit einen massiven Unterschied.
Oder anders gesagt: Continuous Improvement sieht selten spektakulär aus, aber man spürt es irgendwann in den Beinen.

Schwarzes Loch [Bild von Shree Rama auf Pixabay]
Schwarzes Loch [Bild von Shree Rama auf Pixabay]

Manchmal ist es Zeit für radikale Änderungen und manchmal eben für den nächsten kleinen Schritt.

➡️ Kaizen – kontinuierliche Veränderung zum Besseren durch kleine, regelmäßige Schritte.

➡️ Cumulative Flow Diagram – zeigt langfristige Trends und Verbesserungen.

➡️ Project Fever Chart – frühzeitig erkennen, ob ein Projekt gefährdet ist

➡️ Lean Thinking – Fokus auf Wert und Effizienz, nicht auf Größe der Veränderung.

Wird der Lehrer übertroffen?

Wenn man zu gut wird, ändert sich die Dynamik.
Im Sport heißt das: Plötzlich will und kann der Schüler den Lehrer abhängen.
Im Unternehmen: Das Team überholt den Coach.
Und das ist gut so – auch wenn’s ein bisschen weh tut.

Lernen + Roboter [Bild von Tumisu auf Pixabay]
Lernen + Roboter [Bild von Tumisu auf Pixabay]

➡️ Selbstorganisierte Teams – Ziel ist, dass Teams eigenständig agieren und wachsen.

➡️ Mentoring – Wissen weitergeben, damit andere über sich hinauswachsen.

Fazit

Agilität und Ausdauertraining haben mehr gemeinsam, als man denkt.
Beides ist kein 100-Meter-Sprint.
Es geht um Selbsterkenntnis, Disziplin – und gelegentlich auch um ein bisschen Reflexion, Ironie und Selbstkritik.

Hände [Bild von Alexander Lesnitsky auf Pixabay]
Hände [Bild von Alexander Lesnitsky auf Pixabay]

Manchmal besteht Fortschritt einfach darin, zu sehen, dass jemand anderes gerade besser wird.
Und zu wissen: Das liegt auch an der Zusammenarbeit.

Sportliche Grüße!

➡️ Agilität nicht nur als Methodensammlung, sondern Denkweise.

➡️ Agiles Manifesto – Werte wie Zusammenarbeit, Anpassungsfähigkeit und kontinuierliches Lernen.

➡️ Empirisches Arbeiten – Entscheidungen basieren auf Hypothesen, Beobachtung und Erfahrung, nicht auf Behauptungen.

PS: Ja, es gibt weniger invasive Tests. Und auch welche mit mehr Aussagekraft.
Aber in dem Fall hat der Cooper-Test gereicht. Mehr war gar nicht nötig.

Weiterführende Quellen und Literatur

[Adkins 2010] Adkins, Lyssa: Coaching agile teams: A Companion for ScrumMasters, Agile Coaches, and Project Managers in Transition, Addison Wesley, 01.01.2010.

[Clear 2020] Clear, James: Die 1%-Methode – Minimale Veränderung, maximale Wirkung: Mit kleinen Gewohnheiten jedes Ziel erreichen – Mit Micro Habits zum Erfolg, 21.04.2020.

[Cooper-Test 2004] Wikipedia-Autoren: Cooper-Test, 31.05.2004, [online] https://de.wikipedia.org/wiki/Cooper-Test.


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