Unternehmertum — Effectuation [Image by Xuan Duong from Pixabay]

Was ist Effectuation? – 5 Grundprinzipien und Ursprung

Unternehmertum neu gedacht

Stell dir vor, du willst ein neues Produkt auf den Markt bringen – aber statt erst mal einen 200-Seiten-Businessplan zu schreiben, schaust du einfach, was du schon hast: dein Netzwerk, deine Erfahrungen, dein Budget (oder sagen wir mal: das, was nach dem letzten Projekt noch übrig ist). Genau hier setzt Effectuation an – ein Ansatz, der unternehmerisches Denken komplett anders denkt. Agiler, pragmatischer und irgendwie … menschlicher.

Unternehmertum — Effectuation [Image by Xuan Duong from Pixabay]
Unternehmertum — Effectuation [Image by Xuan Duong from Pixabay]

In diesem Beitrag schauen wir uns an, wo das Ganze herkommt, worum’s geht – und warum Effectuation nicht nur für Startup-Gurus mit Hoodie, sondern gerade auch für erfahrene Unternehmer und Entscheider in KMU richtig spannend ist.

Ursprung und Entwicklung

Effectuation klingt erstmal nach Buzzword-Bingo – ist aber tatsächlich handfest erforscht. Die Wurzeln reichen zurück in die frühen 2000er, als Saras Sarasvathy, Professorin an der Darden School of Business, eine spannende Frage stellte: „Wie denken eigentlich erfolgreiche Unternehmer wirklich?“

Und nein, die Antwort war nicht: „Sie folgen einem 5-Jahres-Plan mit Excel-Tapete“. Stattdessen fand sie heraus: Erfolgreiche Unternehmer ticken anders. Sie handeln nicht nach dem Motto: „Was ist das perfekte Ziel – und wie komme ich dahin?“

Sondern eher so: „Was habe ich zur Verfügung – und was kann ich heute daraus machen, um in die richtige Richtung zu gehen?“

Das Ergebnis: ein unternehmerischer Ansatz, der sich nicht auf Vorhersagen verlässt, sondern auf Anpassungsfähigkeit, Experimentierfreude und gesunden Menschenverstand.

Die fünf Prinzipien von Effectuation

Effectuation steht auf fünf Beinen – alles praxisnahe und erprobte Grundprinzipien. Keine Management-Voodoo-Zauberformeln, sondern eine robuste Denkweise für alle, die täglich mit Unsicherheit, Zeitdruck und begrenzten Mitteln zu tun haben. [Effectuation.org] + [Effectuation.org Detail] + [Salgame 2025]

Hier eine kurze Vorschau:

  1. Bird-in-Hand / Mittelorientierung – Starte mit dem, was du hast – und nicht mit dem, was du gerne hättest! Kein Warten auf perfekte Bedingungen!
  2. Affordable-Loss / Leistbarer Verlust – Riskiere nur, was du bereit bist, zu verlieren! Oder: Spiel nur mit Chips, die du entbehren kannst!
  3. Crazy-Quilt / Partnerschaften – Kooperation statt Konkurrenz und Alleingänge! Baue ein Netzwerk aus Partnern auf! Bau dir dein Unternehmer-Quilt-Team!
  4. Lemonade / Kreativer Umgang mit Zufällen – Nutze Überraschungen, Irrwege und Rückschläge als Chancen! Auch wenn sie erstmal sauer schmecken, könnten sie dein nächster Glücksgriff sein!
  5. Pilot-in-the-Plane / Aktive Zukunftsgestaltung – Gestalte die Zukunft aktiv, statt sie nur planen und vorhersagen zu wollen! Du bist am Steuer!

Effectuation ist damit kein Wundermittel – aber eine ziemlich gute Einladung, Unternehmertum wieder ein Stück bodenständiger, kreativer und wirksamer zu denken. Und wer weiß: Vielleicht auch ein bisschen entspannter.


1. Bird-in-Hand-Prinzip / Mittelorientierung

Starte mit dem, was du hast – und nicht mit dem, was du gerne hättest!

Kein Warten auf perfekte Bedingungen!

Beim Bird-in-Hand-Prinzip (nein, es geht nicht um Geflügelhandel) dreht sich alles um eine einfache, aber oft unterschätzte Frage:

Was hab ich eigentlich schon in der Hand?

Die Idee: Erfolgreiches Unternehmertum muss nicht immer mit der perfekten Idee oder einem 1.000.000-Euro-Startbudget beginnen. Viel spannender ist die Frage:

Wer bin ich? Was kann ich? Und wen kenne ich?

Hinweis: Die Fragen funktionieren für Unternehmen, Teams und Einzelpersonen gleichermaßen.

Denn genau das sind die Zutaten, mit denen Effectuation arbeitet – Persönlichkeit, Erfahrung, Fähigkeiten und Netzwerk.

Anstatt also auf bessere Zeiten, mehr Kapital oder den perfekten Businessplan zu warten, geht’s direkt los – mit dem, was verfügbar ist. Kleiner Start, große Wirkung.

Picknick — Mittelorientierung [Image by Jill Wellington from Pixabay]
Picknick — Mittelorientierung [Image by Jill Wellington from Pixabay]

Der Vorteil? Schneller Start

Effectuation ist quasi der Gegenentwurf zum Reißbrett-Start-up. Hier wird nicht monate- oder gar jahrelang geplant, sondern gehandelt. Und zwar mit dem, was gerade zur Verfügung steht. Schritt für Schritt. Lernend, wachsend – und immer offen für das, was unterwegs passiert. [Mortensen 2021]

🛠️ Standardbeispiel: Eine Softwareentwicklerin mit Gründergeist

Eine Softwareentwicklerin will ein neues Produkt auf den Markt bringen – aber statt sich erst durch Marktforschung und PowerPoint-Schlachten zu kämpfen, startet sie direkt mit dem, was sie hat: Programmier-Skills, ein kleines Budget und ein paar gute Kontakte.

Ergebnis? Ein Prototyp, den sie im eigenen Netzwerk testet, anpasst und weiterentwickelt – ganz ohne Raketenwissenschaft.

🛠️ Praxisbeispiel: Daymond John (FUBU)

Seine ersten Kleidungsstücke hat er selbst genäht – mit Unterstützung von Freunden – und in der Nachbarschaft verkauft. Kein perfekter Plan, keine Millioneninvestoren. Nur Können, Leidenschaft und ein paar helfende Hände. Heute? Multimillionenmarke.

🛠️ Praxisbeispiel: Sara Blakely (Spanx)

Startkapital: 5.000 Dollar. Branchenkenntnis: null. Aber sie hatte eine Idee – und den Mut, loszulegen. Mit Prototyp, Feedback und Hartnäckigkeit hat sie Schritt für Schritt ein Imperium aufgebaut. Sie baute auf ihr Wissen, ihre Kreativität und persönliche Kontakte – und kam so ins Handeln, ohne auf perfekte Voraussetzungen zu warten. Nicht aus dem Lehrbuch, sondern aus dem echten Leben.

🪄 Fazit

Manchmal ist der beste Plan einfach, das zu nutzen, was man hat – und zu schauen, wohin es einen führt!


2. Affordable-Loss-Prinzip / Leistbarer Verlust

Riskiere nur, was du bereit bist, zu verlieren!

Oder: Spiel nur mit Chips, die du entbehren kannst!

Während viele Geschäftspläne voll auf möglichen Gewinn schielen („Wenn alles super läuft, dann…!“), fragt das Affordable-Loss-Prinzip ganz bodenständig:

„Was bin ich bereit zu riskieren – ohne dass mir der Laden um die Ohren fliegt?“

Ob Können, Geld, Material, Zeit oder Nerven: Wer weiß, wie viel Einsatz er wirklich leisten kann, ohne nachts wachzuliegen, hat gute Karten. Denn: Nur wer nicht alles auf eine Karte setzt, kann unterwegs auch mal was ausprobieren, Fehler machen – und trotzdem weitermachen, ohne dass das Leben aus dem Gleichgewicht gerät.

Lego Arbeiter — Leistbarer Verlust [Image by flockine from Pixabay]
Lego Arbeiter — Leistbarer Verlust [Image by flockine from Pixabay]

Der Vorteil? Flexibilität und Risikobewusstsein statt Drama.

Effectuation denkt in leistbaren Verlusten – also in dem, was du notfalls locker wegstecken kannst. Klingt wenig heroisch, ist aber ziemlich clever.

Denn so kannst du auch in unsicheren Zeiten experimentieren, ohne gleich deine Existenz zu riskieren. Und wenn mal was nicht funktioniert? Kein Weltuntergang. Erfahrung gesammelt, weitermachen.

Im Gegensatz zu fixen Plänen und Zielen hat der Gewinn hier keine Begrenzung nach oben. Das Risiko bleibt jedoch überschaubarer. [Sarasvathy 2006]

🛠️ Standardbeispiel: Ein Gründer mit Bodenhaftung

Ein Gründer baut seinen ersten Prototypen nicht mit allem, was er hat – sondern mit einem überschaubaren Budget und ein paar Wochen seiner Zeit. Worst Case? Es klappt nicht, aber er hat was gelernt.

Best Case? Der Prototyp kommt an – und es geht weiter mit dem nächsten Schritt. Kein Drama, kein Risikoexzess, sondern: gesunder Pragmatismus.

🛠️ Praxisbeispiel: Richard Branson (Virgin Atlantic):

Richard Branson hat nicht gleich eine Flotte gekauft, sondern ein einzelnes Flugzeug geleast. Wenn’s schiefgegangen wäre? Einfach zurückgegeben. Kein Bauchklatscher mit Ansage – sondern ein kalkulierter Versuch. Das Risiko war begrenzt – der mögliche Gewinn dagegen groß.

🛠️ Praxisbeispiel: Brian Chesky und Joe Gebbia (Airbnb)

Zwei Jungs, eine Wohnung, ein paar vermietete Luftmatratzen – und ein Konferenz-Wochenende in San Francisco. Das war der Start. Kein Investor, kein großes Büro, kein Risiko, das die Existenz bedroht. Der Aufwand war gering, das Risiko überschaubar. Erst nachdem das Konzept funktionierte, investierten sie mehr Zeit und Geld in die Plattform. Der Rest ist Geschichte.

🪄 Fazit

Denk groß, aber starte klein. Und behalte immer im Blick, was du notfalls verlieren kannst, nicht was du vielleicht gewinnen würdest. So bleibt Unternehmertum mutig – aber nicht wahnsinnig.


3. Crazy-Quilt-Prinzip / Partnerschaften

Kooperation statt Konkurrenz und Alleingänge! Baue ein Netzwerk aus Partnern auf!

Bau dir dein Unternehmer-Quilt-Team!

Wer bei Unternehmertum gleich an Konkurrenz, Verdrängung und „jeder gegen jeden“ denkt, hat Effectuation noch nicht kennengelernt. Bei Effectuation denken wir nämlich von Anfang an auch an Zusammenarbeit. Wir holen Partner, Kunden, Lieferanten oder andere Unternehmer direkt mit ins Boot. Nicht als Statisten, sondern als echte Mitgestalter.

Der Vorteil? Gemeinsame Co-Kreation und robustere Ideen

Denn wer früh Mitstreiter ins Boot holt, bekommt nicht nur Unterstützung – sondern auch neue Perspektiven, Ressourcen und Ideen, auf die man alleine nie gekommen wäre. Diese Mitstreiter bringen eigenes Know-how, Ressourcen oder Kontakte ein. So entsteht Stück für Stück ein Netzwerk, das neue Wege öffnet – oft in Richtungen, die man allein nie auf dem Schirm gehabt hätte. Genau wie bei einer Patchwork-Decke ergibt sich ein starkes, buntes Ganzes aus vielen verschiedenen Teilen. Statt Konkurrenzdenken lieber Co-Kreation. [Eromero 2025]

Patchwork — Partnerschaften [Image by Karolina Grabowska from Pixabay]
Patchwork — Partnerschaften [Image by Karolina Grabowska from Pixabay]

🛠️ Standardbeispiel: Ein Start-up mit offenen Armen

Statt im stillen Kämmerlein zu tüfteln, lädt das Team schon in der Frühphase Kunden, Partner und potenzielle Nutzer ein, mitzuentwickeln. Feedback, Ideen, praktische Hinweise – alles fließt ein. Das Ergebnis? Ein Produkt, das vom Start weg besser funktioniert, weil es nicht am Bedarf vorbeigeplant wurde.

🛠️ Praxisbeispiel: Siemens & Nokia:

Zwei Schwergewichte, ein Ziel: Industrie 4.0. Siemens bringt Automatisierung mit, Nokia Netzwerktechnik – zusammen entwickeln sie smarte Produktionsanlagen mit verbesserter Vernetzung, Effizienz und Sicherheit. Keine Ego-Show, sondern echtes Teamplay.

🛠️ Praxisbeispiel: BMW, Intel & Mobileye:

Autonomes Fahren? Ein echtes Mammutprojekt. Allein wäre BMW in so kurzer Zeit nie so weit gekommen. Aber mit Intel (Chips & Rechenpower) und Mobileye (Kamera & KI) ging’s voran. Jeder bringt sein Spezialwissen ein, um die technischen Hürden zu überwinden– und gemeinsam wird’s was Großes.

🪄 Fazit:

Kooperation schlägt Konkurrenz. Wer früh gemeinsam losläuft, kommt oft weiter – und hat unterwegs auch noch mehr Spaß. Denn am Ende ist Unternehmertum kein Soloauftritt, sondern eher wie eine gute Band: Jede Stimme / jedes Instrument zählt – und zusammen klingt’s einfach besser.


4. Lemonade-Prinzip / Kreativer Umgang mit Zufällen

Nutze Überraschungen, Irrwege und Rückschläge als Chancen!

Auch wenn sie erstmal sauer schmecken, könnten sie dein nächster Glücksgriff sein!

Im klassischen Management sind unerwartete Wendungen oft der Stoff für Krisenmeetings. Bei Effectuation hingegen sind sie Teil des Spiels. Oder besser gesagt: Teil der Chance. Denn es gilt: Nicht jeder Umweg ist Zeitverschwendung – manchmal führt er zur besten Idee überhaupt.

Der Vorteil? Innovationsfähigkeit

„Hoppla, das war anders als gedacht – na und? Schauen wir mal, was draus wird!“

Denn ob geplatzte Pläne, Kundenfeedback à la „Ihr habt das völlig falsch verstanden“ oder ein Produkt, das zufällig was ganz anderes gut kann – all das kann der Startpunkt für etwas Neues sein. Vielleicht sogar etwas Besseres. [Broeksema 2021]

Zitronenkuchen — Umgang mit Zufällen [Image by Moira Nazzari from Pixabay]
Zitronenkuchen — Umgang mit Zufällen [Image by Moira Nazzari from Pixabay]

🛠️ Standardbeispiel: Ein Team entwickelt eine App für X – aber die Nutzer wollen sie für Y.

Anstatt zu sagen: „Mist, Thema verfehlt!“, fragt sich das Team: „Warum gefällt den Leuten Y so gut?“

Sie justieren nach – und stoßen auf einen Markt, den sie vorher nicht mal auf dem Radar hatten. Zack, neue Zielgruppe, neues Potenzial, neuer Drive.

🛠️ Praxisbeispiel: 3M & die Post-its

Der 3M-Wissenschaftler Spencer Silver entwickelte einen neuen Klebstoff. Eigentlich sollte der richtig fest kleben – tat er aber nicht. Statt die vermeintliche Fehlentwicklung wegzukippen, dachte sein Kollege Art Fry: „Hey, das könnte doch praktisch sein…“

So wurde aus einem „Fehlversuch“ eins der vielleicht bekanntesten Büroprodukte der Welt.

🛠️ Praxisbeispiel: Slack

Entwickelt wurde ursprünglich ein Online-Game. Das hat niemanden interessiert. Aber das interne Chat-Tool? Das war auf einmal heiß begehrt. Statt das gesamte Projekt abzubrechen, setzten sie genau darauf – und bauten es zum heutigen Slack aus. Inzwischen ist Slack überall – und das Spiel? Hat keiner vermisst.

Klassischer Fall von „Fail fast – pivot smart“.

🪄 Fazit

Überraschungen sind kein Fehler im System – sie sind . Manchmal sind Rückschläge gute Wegweiser – wer sie richtig nutzt, findet oft den besseren Weg zum Ziel.


5. Pilot-in-the-Plane-Prinzip / Selbst steuern statt warten

Gestalte die Zukunft aktiv, statt sie nur planen und vorhersagen zu wollen!

Du bist am Steuer!

Effectuation sagt: Die Zukunft ist nicht irgendwas, das einfach so passiert. Sie ist das, was wir daraus machen. Und zwar nicht irgendwann, sondern jetzt. Schritt für Schritt. Mit dem, was wir wissen, können und beeinflussen können.

✨ Der Vorteil? Handlungsfähigkeit, Selbstwirksamkeit und Unabhängigkeit von Prognosen

So wie ein Pilot im Cockpit: Der startet auch nicht nur bei wolkenlosem Himmel und Wind aus der perfekten Richtung. Er weiß, dass unterwegs einiges anders laufen kann – und genau deshalb sitzt er ja am Steuer. Er beobachtet, korrigiert, entscheidet. Und kommt so ans Ziel. Vielleicht nicht exakt so, wie geplant – aber meistens besser als ohne Start. [Steiner 2024] + [Broeksema 2021]

Flugzeugabsturz — Aktive Zukunftsgestaltung [Image by Stefan Keller from Pixabay]
Flugzeugabsturz — Aktive Zukunftsgestaltung [Image by Stefan Keller from Pixabay]

🛠️ Standardbeispiel: Produktstart mit direktem Feedback

Anstatt auf umfassende Marktforschung zu warten, bringt eine Unternehmerin ihr Produkt direkt zu einer ersten Zielgruppe. Sie sammelt Feedback, lernt aus der Praxis und entwickelt das Angebot Schritt für Schritt weiter. Sie versteht sich dabei als Pilotin, die aktiv steuert – statt passiv auf günstige Bedingungen zu warten.

Steuer in der Hand, Augen auf den Horizont – statt nur auf die Landkarte.

🛠️ Praxisbeispiel: Der Pizzabäcker aus Tangstedt

Als der Lockdown kam und seine Pizzeria fast schließen musste, hätte der Pizzabäcker abwarten oder auf staatliche Hilfe hoffen können. Stattdessen übernahm er das Steuer: Er begann, seine Pizzen selbst tiefzukühlen und direkt an seine Stammkundschaft zu verkaufen – eine Idee, die er mit überschaubarem Risiko testete.

Die Nachfrage wuchs, und er baute das Angebot schrittweise aus. Schließlich investierte er in eine professionelle Kühlanlage und gewann sogar eine Supermarktkette als Partner. Aus der Not entstand ein neues Geschäftsmodell – nicht durch Planung, sondern durch entschlossenes Handeln.

🛠️ Praxisbeispiel: Patagonia und das Geschäft mit dem Weniger

Patagonia macht Outdoor-Kleidung – und das ziemlich erfolgreich. Doch statt immer mehr zu verkaufen, rief das Unternehmen plötzlich dazu auf, weniger zu kaufen. Klingt verrückt? War aber ernst gemeint.

Mit der „Worn Wear“-Initiative nahm Patagonia gebrauchte Jacken, Hosen und Rucksäcke zurück, reparierte sie und brachte sie wieder in den Verkauf. Aus einem scheinbaren Widerspruch wurde ein cleveres Geschäftsmodell: nachhaltig, kundenfreundlich – und nebenbei auch wirtschaftlich sinnvoll.

Das Unternehmen zeigte: Man muss nicht jedem Trend hinterherrennen. Wer mutig neue Wege geht und seinen Werten treu bleibt, kann nicht nur Kunden begeistern, sondern sich auch ganz eigene Märkte schaffen.

🪄 Fazit

Wer wartet, bis alles perfekt ist, wartet ewig. Wer selbst am Steuer sitzt, kommt eher ans Ziel als der, der auf Rückenwind hofft.


Diese fünf Prinzipien bilden zusammen einen flexiblen, handlungsorientierten Ansatz, um in unsicheren, komplexen Situationen Chancen zu erkennen und zu nutzen – und zwar mit den Mitteln, die bereits heute zur Verfügung stehen.

Die genannten Beispiele zeigen: Effectuation-Prinzipien sind nicht nur Theorie, sondern prägen das Handeln von vielen erfolgreichen Unternehmern und Unternehmen weltweit. Sie starten mit dem, was sie haben, begrenzen Risiken, bauen Partnerschaften, nutzen Überraschungen und gestalten ihre Zukunft aktiv.


Warum ist Effectuation relevant?

Effectuation ist wie ein gut gewürztes Extra, das genau in eine Welt passt, die von Unsicherheit, Komplexität und ständigen Veränderungen geprägt ist. Besonders für agile Teams, Innovationsprojekte oder Start-ups bietet die Denkweise eine super Ergänzung zu Ansätzen wie Lean Startup, Design Thinking oder Scrum.

Aber keine Sorge, Effectuation ersetzt nichts – es bietet einfach eine andere Perspektive.

Es geht nicht darum, starr an einem perfekten Plan festzuhalten, sondern aktiv Chancen zu ergreifen, mit Unsicherheit clever umzugehen und aus den vorhandenen Mitteln das Beste herauszuholen. Und das fühlt sich irgendwie auch ziemlich agil an, oder?

Fazit & Ausblick

Effectuation ist wie eine frische Brise für alle, die Neues schaffen wollen – egal ob im Start-up, im etablierten Unternehmen oder auch in der öffentlichen Verwaltung. Im nächsten Teil der Serie schauen wir uns an, wie sich Effectuation vom klassischen Management unterscheidet und warum es oft genau das ist, was man braucht, um in der heutigen Welt erfolgreich zu sein.

Und du? Hast du schon mal mit ähnlichen Prinzipien gearbeitet?

Tipp: Wenn du tiefer eintauchen willst, wirf doch mal einen Blick in folgende Bücher:

  • “Effectuation: Elements of Entrepreneurial Expertise” von Saras Sarasvathy [Sarasvathy 2008]
  • “Effectuation: Wie erfolgreiche Unternehmer denken, entscheiden und handeln” von Michael Faschingbauer [Faschingbauer 2010]

Bleib neugierig – und mach was draus! 😉


Weiterführende und alternative Quellen

[Salgame 2025] Five Principles of Effectuation Theory – ARTICLE 114 | LinkedIn: 06.02.2025, [online] https://www.linkedin.com/pulse/five-principles-effectuation-theory-article-114-shivananda-salgame-awzwc/.

[Eromero 2025] Eromero: Effectuation that respond to change: THE Crazy Quilt Principles – Yamato Manufacturing Co., Ltd., in: Yamato Manufacturing Co., Ltd., 03.03.2025, [online] https://www.yamatonoodle.com/news-topics/effectuation-that-respond-to-change-the-crazy-quilt-principles/.

[Faschingbauer 2010] Faschingbauer, Michael: Effectuation: wie erfolgreiche Unternehmer denken, entscheiden und handeln, 01.01.2010.

[Mortensen 2021] Mortensen, Ditte Hvas: The Basic Principles of Effectuation – How to Use What You Already Have to Become More Innovative, in: The Interaction Design Foundation, 22.04.2025, [online] https://www.interaction-design.org/literature/article/the-basic-principles-of-effectuation-how-to-use-what-you-already-have-to-become-more-innovative.

[Sarasvathy 2008] Sarasvathy, Saras D.: Effectuation: Elements of Entrepreneurial Expertise, 01.01.2008.

[Sarasvathy 2006] Sarasvathy, Saras D./University of Virginia Darden School Foundation: THE AFFORDABLE LOSS PRINCIPLE, 2006, [online] https://22657557.fs1.hubspotusercontent-na1.net/hubfs/22657557/Public Documents For Site/affordable_loss_teaching_note.pdf.

[Steiner 2024] Steiner, Simon: 8 Effectuation-Fallbeispiele – Wie Effectuation in der Praxis funktioniert: Effectuation Beispiele, Praxisbeis, in: TOOLS FOR TOMORROW, 09.03.2024, [online] https://www.tomorrow.tools/post/effectuation-beispiele.

[Broeksema 2021] The five principles of effectuation | LinkedIn: o. D., [online] https://www.linkedin.com/pulse/five-principles-effectuation-bertjan-broeksema/.

[Effectuation.org] The Five Principles of Effectuation: o. D., [online] https://effectuation.org/the-five-principles-of-effectuation.

[Effectuation.org Detail] The Five Principles of Effectuation Detail: o. D., [online] https://effectuation.org/the-five-principles-of-effectuation-detail.