Bunte Steine, große Erwartungen – doch was bleibt davon übrig? Wir werfen einen nüchternen Blick auf eine Methode, die manchmal mehr verspricht, als sie belegen kann.
LEGO® SERIOUS PLAY® sieht auf Fotos immer nach einer guten Idee aus. Leute sitzen im Kreis, konzentriert, kreativ, bunt. Es wird gebaut, geredet, gelacht – und irgendwie scheint alles ganz tiefgründig zu sein. Aber wenn der Workshop vorbei ist, die Steine wieder in der Box verschwinden und der Alltag zurückkommt, bleibt die Frage: Hat sich das wirklich gelohnt? Oder war das Ganze eher eine gut inszenierte Bastelstunde mit Gruppendynamik?
![LEGO – Wissenschaft [Foto von Ryoji Iwata auf Unsplash]](https://pierresmits.de/wp-content/uploads/2025/05/artur-tumasjan-cnmYTTntVTw-unsplash.jpg)
Inhalt
Einstieg: Der Glanz der bunten Steine
LEGO® SERIOUS PLAY® (kurz: LSP) hat auf den ersten Blick alles, was ein Workshop braucht, um Eindruck zu machen:
- Es ist bunt.
- Es ist ungewöhnlich.
- Es sieht nach moderner Führung aus.
Wer ein paar Fotos davon ins Intranet oder auf LinkedIn stellt, bekommt meist Applaus. Man hat ja „mal was anderes gemacht“. Für viele Chefs wirkt das fast schon mutig. Und tatsächlich: Die Atmosphäre ist oft aufgelockert, alle machen mit, es entstehen kreative Modelle, die als Metaphern für große Themen stehen – Strategie, Zusammenarbeit, Führung, Kultur.
Aber genau da wird’s heikel. Denn was bleibt nach dem Workshop eigentlich übrig?
Ein paar Fotos von LEGO-Modellen.
Ein paar lose Zitate.
Vielleicht noch ein Flipchart mit Stichworten.
Aber: Kein wirklicher Plan, keine klaren Entscheidungen, keine konkrete Richtung.
Und spätestens in der nächsten Besprechung fragt dann jemand:
„Was genau haben wir jetzt eigentlich rausgekriegt?“
![LEGO – Einhorn [Bild von Joakim Roubert auf Pixabay]](https://pierresmits.de/wp-content/uploads/2025/05/lego-671593_1280-1024x768.jpg)
Was ist LEGO® SERIOUS PLAY® überhaupt?
LEGO® SERIOUS PLAY® (LSP) ist eine Methode, bei der man mit LEGO-Steinen Modelle baut, um auf Fragen oder Probleme zu kommen. Der Clou dabei: Beim Bauen denkt man plötzlich ganz anders. Die Steine helfen, Dinge sichtbar zu machen, die sich sonst schwer erklären lassen. Ursprünglich wurde das bei LEGO selbst genutzt, um frische Ideen für die eigene Strategie zu bekommen.
Aufwand – was LEGO SERIOUS PLAY verlangt
Wer glaubt, man könne einfach ein paar LEGO-Steine auf den Tisch kippen und dann passiert Magie, wird schnell eines Besseren belehrt. LEGO SERIOUS PLAY ist kein „Wir basteln mal was“ – es ist eine durchstrukturierte Methode. Und die bringt Aufwand mit sich. Nicht nur organisatorisch, sondern auch finanziell.
![LEGO Montage – Aufwand [Bild von kirill_makes_pics auf Pixabay]](https://pierresmits.de/wp-content/uploads/2025/05/assembly-3830652_1280-1024x683.jpg)
a) Zeitaufwand – das geht nicht mal eben zwischen zwei Meetings
Ein echter LSP-Workshop braucht Zeit. Und zwar nicht die 45 Minuten, die man sich schnell zwischen zwei Meetings klaut. Je nach Thema und Gruppengröße geht man schnell von einem halben bis ganzen Tag aus – mindestens.
Warum? Weil alle bauen, alle erzählen, alle zuhören – und das zu mehreren Fragestellungen in mehreren Runden. Das ist kein Effizienz-Feuerwerk, sondern eher ein methodischer Spaziergang mit vielen Reflexionspausen.
Beispiel: Ein Minimal-Workshop mit 6 Leuten zum Thema „Zusammenarbeit im Team“:
- Einführung + Warm-up (Skills-Building): 30–45 Min
- Erste Baufrage + Austausch (Einzelmodell): 45 Min
- Zweite Baufrage + Austausch (Gruppenmodell): 60 Min
- Dritte Baufrage + Austausch (Systemmodell): 60-75 Min
- Abschluss-Reflexion und -Übertragung: 30 Min ➔ Da ist der Vormittag rum. Und mehr als eine Fragestellung mit 2–3 Detailfragen schafft man so selten.
Woran viele nicht denken – versteckte Aufwände
Aufwand | Beschreibung |
---|---|
Vorbereitung | Gute LSP-Workshops brauchen eine saubere Frage-Architektur. Das dauert. |
Moderation | Ein zertifizierter LSP-Moderator kostet Geld – zu Recht, denn es ist kein Impro-Theater. |
Nachbereitung | Was macht man mit den Fotos, Metaphern und Erkenntnissen danach? Ohne Transferplan bleibt’s beim Workshop. |
b) Material – ohne Spezialkoffer läuft nichts
Natürlich kann man auch mit den alten LEGO-Steinen vom Dachboden bauen – aber das ist nicht LSP.
Für einen echten LSP-Workshop braucht man spezielle Sets (meist von LEGO Education), dazu Tische, Platz, Moderationsmaterial – und idealerweise ein ruhiges Setting.
Kostenpunkt für das Material:
- Ein „Starter Set“ pro Person: ab ca. 25 €
- Größere Workshop-Sets für Gruppen: ab ca. 700 € aufwärts (Meist bringt das der Facilitator mit – aber irgendwo zahlt es immer jemand.)
c) Vergleich mit anderen Methoden
LSP ist kein Selbstläufer. Im Vergleich zu anderen Formaten wie etwa einer einfachen Retrospektive, einer strukturierten Diskussion mit Kartenabfrage oder einem moderierten Design-Thinking-Sprint ist LSP deutlich aufwendiger. Das heißt nicht, dass es schlecht ist. Aber: Man sollte wissen, worauf man sich einlässt.
Output – was (nicht) dokumentiert wird
LEGO® SERIOUS PLAY® hat einen faszinierenden Nebeneffekt: Nach dem Workshop sieht der Tisch aus wie ein Miniaturmuseum für symbolträchtige Baukunst. Türme, Brücken, Fahrzeuge, Fantasiewesen – alles voller Bedeutung.
Nur: Sobald man versucht, das Ganze festzuhalten, kommt das Problem ins Spiel.
a) Fotos sagen nicht, was gemeint war
Die Modelle, die gebaut werden, sind selten selbsterklärend. Was für den einen eine „strategische Ausrichtung mit klarem Fokus“ war, sieht für den anderen einfach aus wie ein Krokodil auf einem Turm.
Fotos allein reichen also nicht. Und auch die mündlichen Erklärungen dazu sind oft stark kontextgebunden – also nur im Moment verständlich.
Typischer Satz beim Nachlesen im Protokoll:
„Was meinte Kollege X eigentlich mit dem roten Zahnrad hinter der Mauer…?“
Beispielhafte LSP-Dokumentation
✅ Was oft dokumentiert wird:
- Fotos der Modelle
- Zentrale Aussagen (so gut es geht mitgeschrieben)
- Zusammenfassungen auf Flipcharts
❌ Was meist fehlt:
- Optional ein kurzes Video, in dem das entstandene Modell erklärt wird
- Verbindliche Entscheidungen
- Konkrete nächste Schritte
- Verantwortlichkeiten oder Zeitpläne
![LEGO Figur zerlegt – Fehlende Dokumentation [Foto von Jackson Simmer auf Unsplash]](https://pierresmits.de/wp-content/uploads/2025/05/jackson-simmer-ZxRHtPacwUY-unsplash-819x1024.jpg)
b) Anschlussfähigkeit: schwer greifbar für klassische Entscheiderlogik
Wenn jemand aus der Geschäftsleitung später fragt: „Was kam denn raus bei eurem LEGO-Ding?“, kommt selten eine Excel-Tabelle zurück. Und das ist für viele ein Problem.
LSP erzeugt oft persönliche Einsichten, neue Sichtweisen, emotional getragene Aussagen – aber eben selten harte Zahlen, Prioritätenlisten oder Business Cases. Für die, die nicht dabei waren bleibt es abstrakt. Und das macht es manchmal schwer, damit weiterzuarbeiten.
Kurz gesagt: Der Workshop fühlt sich richtig und wichtig an, aber der Output lässt sich schwer verwalten.
c) Zwischenwirkung und Dauerwirkung – zwei Paar Schuhe
Ein LSP-Workshop kann im Moment echte Bewegung erzeugen: Menschen öffnen sich, sprechen anders, hören besser zu. Aber die große Frage ist: Wie viel davon bleibt nach drei Tagen noch übrig?
Ohne begleitende Maßnahmen, Follow-up und Integration ins Tagesgeschäft – meistens: nicht viel.
Wirkung – Wunsch vs. Wirklichkeit
Wenn über LEGO® SERIOUS PLAY® gesprochen wird, fällt schnell der Begriff „tieferes Denken“. Es heißt, die Methode helfe, Dinge auszudrücken, die sonst verborgen bleiben. Klingt erst mal gut. Aber: Was davon ist wirklich belegt – und was klingt nur gut?
![LEGO – Bibel [Bild von facebook827 auf Pixabay]](https://pierresmits.de/wp-content/uploads/2025/05/lego-4924237_1280-1024x682.jpg)
a) Die Theorie dahinter: klingt klug, bleibt teilweise vage
LEGO® SERIOUS PLAY® wurde vorrangig von Robert Rasmussen und Per Kristiansen entwickelt. Sie beruft sich auf eine Theorie namens Konstruktionismus. Die stammt von Seymour Papert, der bei Jean Piaget (Konstruktivismus) in die Schule ging. Kurz gesagt:
Hand-Gehirn-Verbindung: Man lernt besser, wenn man mit den Händen arbeitet, statt nur mit dem Kopf zu grübeln.
Klingt erstmal nachvollziehbar. LEGO fand die Idee auch nicht schlecht und hat – zusammen mit Beratern – eine Methode draus entwicklet, die heute in Workshops zum Einsatz kommt.
Aber zwischen „Ich baue was mit LEGO“ und „Wir lösen damit unsere Strategieprobleme“ liegen ein paar elegante Hüpfer über logische Lücken. Da stellt sich die Frage, ob die Brücke dazwischen aus Beton ist, oder doch eher aus Kunststoff.
Die theoretische Basis [Roos 2002] + [Ganiyu 2025]
Theorie | Bedeutung |
---|---|
Konstruktionismus | Lernen durch aktives Bauen fördert Nachdenken, Reflexion und Einsicht. |
Spiel | Freiwillig, regelbasiert, emotional motiviert – ermöglicht tiefe Einsichten durch Modellbau, Rollenwechsel und Flow-Erleben. |
Imagination | Kombination aus Vorstellung, Hinterfragen und Erfinden – Quelle strategischer Innovation. |
Metaphernarbeit | Modelle spiegeln innere Gedanken und Gefühle. |
Gruppendynamik | Alle kommen zu Wort, Hierarchien treten (kurzzeitig) in den Hintergrund. |
➡ Klingt plausibel, ist aber schwer messbar. [Wiki 2008]
b) Empirie: Positive Erfahrungen, aber kaum harte Daten
Jetzt wird’s leider dünner als erhofft. Trotz über 20 Jahren Anwendung gibt es kaum unabhängige Studien, die mir belegen, dass LSP nachweislich besser wirkt als andere Methoden.
Was es gibt:
- Anekdoten („War super!“)
- Einzelne nachvollziehbare Masterarbeiten
- Artikel in eher überschaubar bekannten Fachzeitschriften
- Viele euphorische Berichte – meistens von Leuten, die LSP anbieten
- Selbst erlebte und gestaltete, erfolgreiche Workshops mit Ergebnissen, die im Nachgang positiv gewirkt haben
Was teilweise fehlt:
- Vergleichsstudien mit Kontrollgruppen
- Langfristige Evaluationen
- Klare Belege für Wirkung über den Tag hinaus, deren Ursache eindeutig dem Workshop zuzuordnen ist
- Vergleiche mit anderen Formaten
Kurz gesagt: Viel Gefühl, wenig Evidenz.
c) Warum es trotzdem gefühlt wirkt
Und trotzdem: Viele Teilnehmende gehen zufrieden nach Hause. Warum?
- Es reden wirklich mal alle. Auch die Ruhigeren. Das fällt auf.
- Das Bauen zwingt zum Nachdenken – und zum Zuhören.
- Die Hände beschäftigen den Kopf. Man denkt wirklich anders.
- Die Atmosphäre ist locker. Das löst Anspannungen und hilft, sich zu öffnen.
- Man macht mal was anderes – das kann inspirieren. Neue Perspektiven entstehen.
Diese Effekte sind echt. Nur eben nicht exklusiv. Andere Methoden – von Liberating Structures, gut moderierten Dialogformaten über Storytelling bis zu einfachen Teamübungen – schaffen das potenziell auch. Oft günstiger, mit weniger Aufwand und ohne extra Koffer voller Kleinteile. Aber auch oft auch weniger be-greif-bar oder mit weniger Tiefgang.
Warum LSP dennoch oft funktioniert
Trotz aller Kritik: LEGO SERIOUS PLAY hat seinen Platz. Es ist weder eine Wundermethode noch völliger Unsinn. Aber es passt eben nicht überall. Entscheidend ist: Wozu will man es einsetzen – und mit wem?
a) Wenn es um echte Beteiligung geht
LSP kann besonders dort punkten, wo Menschen oft zu kurz kommen – weil sie leise sind, weil Hierarchien stark sind oder weil einfach niemand fragt.
In solchen Fällen hilft das gemeinsame Bauen, Themen sichtbar zu machen, die sonst nur im Flurfunk oder gar nicht zur Sprache kommen.
Beispiel: Wenn LSP funktioniert
Ein IT-Team soll seinen Alltag beschreiben.
Ohne LEGO: „Ja, läuft.“
Mit LEGO: „Das hier ist unser Datentunnel, da hinten die Bug-Lawine, und hier steht die Firewall, die wir alle fürchten.“
→ Solche Bilder bleiben hängen. Und sie sprechen Klartext – ganz ohne Schlagworte.
![LEGO Workshop – Gruppenmodell Anfang [Foto von Sebastien Bonneval auf Unsplash]](https://pierresmits.de/wp-content/uploads/2025/05/sebastien-bonneval-e9At6kxmGfk-unsplash-768x1024.jpg)
Wo LSP sinnvoll sein kann
Kontext | Warum es funktioniert |
---|---|
Teamklärung | Alle kommen zu Wort, die Sprache ist konkreter. |
Veränderungsprozesse | Sorgen, Unsicherheiten, Emotionen und Ängste werden sichtbar. |
Visionsarbeit | Das „große Ganze“ bekommt Form – wortwörtlich. Das Unsichtbare wird greifbar. |
Interkulturelle Gruppen | Sprache spielt eine kleinere Rolle – Bilder wirken universeller. |
b) Wenn der Weg wichtiger ist als das Ziel
LSP überzeugt nicht mit To-do-Listen. Sondern mit Prozessen, die Menschen anders ins Gespräch bringen.
Wer schnelle Entscheidungen will, priorisieren muss oder Zahlen liefern soll, wird mit LSP scheitern – oder enttäuscht sein. Wer aber reflektieren, verstehen – also wirklich begreifen2 – oder Perspektiven sammeln will, bekommt mit LSP ein gutes Werkzeug.
Oder klarer gesagt:
❌ Für den Finanzstrategieplan mit CFO und Excel-Vorlage: eher nein. ❌
✅ Für den ehrlichen Dialog im Team: ja. ✅
c) Der richtige Rahmen entscheidet
Wie bei vielen Formaten gilt auch hier: Nicht die Methode ist das Problem – sondern der Rahmen.
Damit LSP wirkt, braucht es:
- Eine konkrete Frage, die offen genug, um Freiräume bei der Lösung zu ermöglichen, dabei aber nicht zu schwammig ist (nicht: „Baut mal die Zukunft“)
- Eine gute Moderation (unterschätzt, aber entscheidend).
- Zeit und Ruhe (kein Durchlaufposten zwischen zwei Jour fixes)
- Eine offene Haltung (wer innerlich abgeschaltet hat, baut eher nichts sinnvolles)
Wenn das alles gegeben ist, kann LSP tatsächlich wirken. Nicht im Sinne von „Problem gelöst“, aber im Sinne von: „Jetzt verstehen wir es – uns, das Thema, einander – besser und können in die Lösung gehen.“ Und das ist manchmal mehr wert als jedes Maßnahmenpaket.
Was bleibt – Nachhall oder Nebel?
LSP-Workshops hinterlassen oft starke Eindrücke: Es wird gebaut, gelacht, gedacht – und begriffen. Menschen entdecken neue Perspektiven. Der Raum ist erfüllt von Energie. Doch sobald der Workshop vorbei ist, stellt sich eine einfache Frage: Was bleibt davon übrig?
![LEGO Arbeiter, alleine, sauer [Bild von Armando are auf Pixabay]](https://pierresmits.de/wp-content/uploads/2025/05/lego-5884586_1280-1024x692.jpg)
a) Der typische Verlauf nach dem Workshop, den wir nicht wollen
Tag 1 nach dem Workshop:
- „Das war echt spannend gestern.“
- „Ich hätte nie gedacht, dass X das so sieht!“
- „Wir sollten öfter sowas machen.“
Tag 7:
- Die Modelle sind abgebaut, die Flipcharts eingerollt.
- Der Alltag ist zurück.
Später:
- Das Thema ist durch.
- Kaum jemand spricht noch aktiv darüber.
Typische Nachwirkungen (wenn nur der Workshop geplant wird, und die Gedanken drumherum fehlen)
Zeit danach | Was bleibt |
---|---|
1 Tag | Eindrücke, Zitate, ein gutes Gefühl |
1 Woche | Ein paar Gesprächsfetzen im Gang |
1 Monat | Vielleicht ein Foto im Intranet |
3 Monate | „Ach stimmt, da war doch mal was…“ |
➡ Ohne Follow-up: schöne Erinnerung, aber keine Veränderung.
b) Erkenntnisse ohne Umsetzung sind nett – aber folgenlos
LSP lebt davon, dass Dinge sichtbar und besprechbar gemacht werden. Aber wenn die Diskussion nicht in Entscheidungen mündet – oder wenigstens in konkrete Maßnahmen – dann bleibt es ein Denkspiel.
Typisches Problem:
- „Wir haben gesehen, dass wir keine gemeinsame Vision haben.“
- → Und jetzt?
- „Naja… war gut, das mal zu sehen.“
Tja.
c) Was es braucht, damit etwas bleibt
Wer LSP sinnvoll nutzen will, sollte nicht beim Workshop aufhören. Drei einfache, aber oft vernachlässigte Punkte:
- Dokumentation mit Sinn und Verstand Nicht nur Fotos. Sondern:
- Aussagen zusammenfassen
- Zentrale Metaphern erklären
- Beispiel: Ein kurzes Video, in dem das entstandene Modell erklärt wird
- Ergebnisse ggf. übersetzen in „klassische“ Managementsprache und Formate.
- Konkrete Folgefragen klären
- Was machen wir aus den Erkenntnissen?
- Welche Entscheidung braucht es?
- Wer übernimmt was?
- Wie kontrollieren wir das und uns?
- Nachfassen – bewusst! Nicht hoffen, dass „sich was tut“. Sondern:
- Festen Termin für Review einplanen. Nach zwei Wochen, einem Monat oder wann es sinnvoll passt.
- Ergebnisse sichtbar machen
- Die Teilnehmer im Nachgang begleiten und nicht alleine lassen
Fazit dieses Abschnitts
LSP kann ein starker Startpunkt sein. Aber es bleibt nur dann mehr als ein schöner Moment, wenn jemand den Ball aufnimmt und weiterspielt. Sonst war’s eben ein bunter Workshop – und nichts weiter. Das ist in sich auch schön, aber es geht besser.
Fazit – Der Trick liegt im Wie, nicht im Was
LEGO SERIOUS PLAY ist kein Spielkram für gelangweilte Führungskräfte. Es kann wirklich helfen, wenn man mit einem Haufen kluger Köpfe an kniffligen Themen sitzt und sich fragt: „Wie kriegen wir da jetzt Struktur rein?“
Aber wie bei jeder Methode gilt: Nur weil’s bunt ist, wird’s nicht magisch. Wenn niemand so genau weiß, warum man das macht, alle auf das große Aha-Erlebnis hoffen und hinterher keiner mehr drüber redet – dann war’s eher Beschäftigungstherapie.
![LEGO Zauberer [Bild von ErikaWittlieb auf Pixabay]](https://pierresmits.de/wp-content/uploads/2025/05/wizard-1662948_1280-1024x681.jpg)
LSP passt besonders gut, wenn:
- alle mitreden sollen, nicht nur die Lautesten
- es um gemeinsame Sichtweisen (Visionen und Perspektiven) geht, nicht um den nächsten 10-Punkte-Plan
- der Weg wichtig ist, und nicht nur das sofortige Ergebnis
Es bringt wenig, wenn:
- man denkt, ein Workshop löst schon alles.
- konkrete Maßnahmen ausbleiben und danach keiner was draus macht.
- man hofft, dass sich der ROI gleich am nächsten Tag im Konto zeigt.
Kurz gesagt: LEGO SERIOUS PLAY kann Türen öffnen – aber man muss auch durchgehen. Und manchmal auch fegen, was dahinter liegt.
Ausblick: Und jetzt mal ehrlich – Spieltrieb oder doch Business?
In der nächsten Folge schauen wir uns an, warum LEGO SERIOUS PLAY bei manchen für Aha-Momente sorgt – und bei anderen eher für hochgezogene Augenbrauen.
Denn ja: Zwischen „kreativ und befreiend“ und „wir spielen hier doch nicht im Kindergarten“ ist es manchmal ein ziemlich schmaler Grat.
Wir sprechen über Imageprobleme, Missverständnisse und die Gefahr, aus ein paar bunten Steinen gleich eine vollständige Unternehmensstrategie herauszulesen.
Nächstes Mal also: Wie viel Spiel und Kind hilft im Business – und wann wird’s albern?
Weiterführende und alternative Quellen
[Ganiyu 2025] Ganiyu, Idris Olayiwola/Gosia Plotka/Patrice Seuwou/Adejoke Ige-Olaobaju: Examining the use of LEGO Serious Play to enhance postgraduate research capacity, in: Humanities And Social Sciences Communications, Bd. 12, Nr. 1, 19.02.2025, [online] doi:10.1057/s41599-024-03930-5.
[James 2015] James, Alison: Learning in Three Dimensions: Using Lego Serious Play for Creative and Critical Reflection Across Time and Space, in: Prudence C. Layne/Peter Lake (Hrsg.), Global Innovation of Teaching and Learning in Higher Education, Springer eBook, 2015, [online] doi:10.1007/978-3-319-10482-9, S. 275–294.
[Kristiansen 2014] Kristiansen, Per/Robert Rasmussen: Building a Better Business Using the Lego Serious Play Method, John Wiley & Sons, 21.07.2014.
[LEGO 2010] LEGO®: LEGO® SERIOUS PLAY®: Open-source / Introduction to LEGO® SERIOUS PLAY®, o. D., [PDF] https://www.lego.com/cdn/cs/set/assets/blt8ec1d6ff766ddfd4/LEGO_SERIOUS_PLAY_OpenSource_14mb.pdf.
[Lyons 2019] Lyons, Dan: Lab rats: Tech Gurus, Junk Science, and Management Fads My Quest to Make Work Less Miserable, Hachette Books, 01.10.2019.
[Nerantzi 2022] Nerantzi, Chrissi/Alison James: LEGO® for university learning: Online, offline and elsewhere, in: Zenodo (CERN European Organization for Nuclear Research), 10.12.2022, [online] doi:10.5281/zenodo.7421754.
[Niedermayr 2020] Niedermayr, Melanie: Potenziale von ernsten Spielen für das Lernen Erwachsener: Eine Untersuchung der Methode LEGO Serious Play, Philipp Assinger (Hrsg.), , 08.2020, [online] https://unipub.uni-graz.at/obvugrhs/download/pdf/5734307?originalFilename=true.
[Roos 2002] Roos, Johan/Bart Victor: The Science of LEGO SERIOUS PLAY, in: The Science of LEGO SERIOUS PLAY, 01.2002, [online] https://www.hacerlobien.net/lego/Lsp-011-Science-of-Lsp.pdf.
[Schleutker 2024] Schleutker, Natascha: LEGO® Serious Play® im Projektmanagement – Wie Bausteine dabei helfen, innovative Lösungen zu finden, in: Parm AG, 22.02.2024, [online] https://parm.com/lego-serious-play-im-projektmanagement/.
[Statler 2009] Statler, Matt/Johan Roos/Bart Victor: Ain’t misbehavin’: taking play seriously in organizations, in: Journal Of Change Management, Bd. 9, Nr. 1, 01.03.2009, [online] doi:10.1080/14697010902727252, S. 87–107.
[Stoehr 2023] Stoehr, Anna-Elena: Was bringt LSP wirklich? Welche Vorteile und Nachteile hat LEGO® Serious Play®?, in: Anna-Elena Stoehr, 12.12.2023, [online] https://annaelenastoehr.com/welche-vorteile-und-nachreile-hat-lego-serious-play/.
[t2informatik 2024] t2informatik GmbH: LEGO Serious Play – t2informatik GmbH, in: T2informatik GmbH, 09.12.2024, [online] https://t2informatik.de/wissen-kompakt/lego-serious-play/.
[Wiki 2008] Wikipedia: Lego serious play, 23.04.2008, [online] https://de.wikipedia.org/wiki/Lego_Serious_Play.
Beiträge aus der LEGO-Mini-Serie
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Exklusion in der bunten Welt von LEGO® SERIOUS PLAY® – Wer darf mitspielen?
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LEGO® SERIOUS PLAY® im Business-Kontext – Spiel oder Ernst?
Innovativ oder kindisch?
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LEGO® SERIOUS PLAY® – Mehr Schein als Sein?
Zwischen Aufwand und nachgewiesenem Nutzen
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LEGO® SERIOUS PLAY® und die Macht des Facilitators – Worauf man achten muss
Wenn gute Moderation zum Nadelöhr wird – und wie man es besser machen kann
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LEGO® SERIOUS PLAY® – Mehr Partizipation oder mehr Theater?
Wenn Beteiligung nur Fassade ist
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Zwischen Methode und Mythos – Warum LEGO® SERIOUS PLAY® kritisch betrachtet werden muss
Das ist doch nur Spielen mit Klötzchen, oder?