RTF in Ruit (2024)

Sportlich (und) agil?! – Q3 2024

Perspektivenwechsel und Risikomanagement

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Der Sport bietet unzählige Lektionen für den Arbeitsalltag. Gerade im Radsport, wo Strategie, Tempo und Teamwork entscheidend sind, finden sich viele Gemeinsamkeiten mit agilen Ansätzen. Wie im Sport müssen auch Teams zwischen langfristiger Ausdauer und kurzfristigen Höchstleistungen abwägen, sich an plötzliche Herausforderungen anpassen und durch kontinuierliche Verbesserung wachsen. Dieser Beitrag erweitert die Betrachtungen aus den ersten Quartalen und beleuchtet weitere spannende Aspekte, die agile Teams inspirieren können.

RTF in Ruit (2024)
RTF in Ruit (2024)

🔍 🚴Unterschiedliche Perspektive in Selbst- und Fremdwahrnehmung

Pünktlich vor dem Start zur Radtour treffen wir uns an der Anmeldung. Zur Auswahl stehen eine kleinere und eine größere Runde. Da ich im Anschluss ohnehin mit dem Rad nach Hause fahre und dabei zusätzliche Kilometer sammle, ist mir die Wahl der Strecke egal. Mein Mitfahrer, gut trainiert und aus Militärzeiten mit einem starken Körpergefühl ausgestattet, entscheidet sich für die längere, anspruchsvollere Route – die kürzere erscheint ihm zu langweilig.

Die ersten beiden Stunden laufen zügig und entspannt. In der dritten Stunde drosselt er das Tempo leicht. Dank der Verpflegungsstationen bleiben wir gut versorgt. Doch plötzlich bricht er ein – seine Kräfte und Konzentration lassen drastisch nach. Weder Busse noch Taxis sind kurzfristig verfügbar. Also suche ich eine Abkürzung zum nächsten Bahnhof. Wir entscheiden uns für einen 25 Kilometer langen weitestgehend abschüssigen Weg und erreichen schließlich den Bahnhof. Beide kommen wir auf unterschiedlichen Wegen sicher nach Hause.

Trotz guter Vorbereitung und günstiger Rahmenbedingungen lief hier etwas unerwartet schief. Mein Mitfahrer fühlte sich mir gegenüber schlecht, doch für mich lag die Situation außerhalb jeder Wertung.

Perspektive des MitfahrersMeine Perspektive
Da opfert sich einer und muss meinetwegen langsamer fahren.Wenn ich jetzt gemütlich fahre, habe ich später noch Energie für eine schwungvolle Heimfahrt.
Da opfert sich einer und kommt meinetwegen nicht auf die gewünschten Trainingskilometer.Wenn ich nachher noch Lust habe, fahre ich einfach ein paar Extra-Kilometer.
Da opfert sich einer und bringt mich auch noch bis zum Bahnhof.Der Bahnhof liegt ohnehin fast auf meinem Heimweg.
Da opfert sich einer und versucht mich aufzumuntern.Es gibt mehr Zeit für interessante Gespräche.

Für die Arbeit ergeben sich daraus für mich folgende Fragen:

Wie gehen wir damit um, wenn Kollegen erwartet oder unerwartet an ihre Grenzen stoßen?
Wo sind wir uns zu sicher, dass Selbst- und Fremdwahrnehmung übereinstimmen?
Wie erkennen wir, ob wir anderen eine Perspektive zuschreiben, die sie gar nicht haben?
Wie erkennen wir, wo es wichtig ist, den Unterschied zu erkennen?
Wie finden wir diesen heraus?

🚧 🚴 Wird schon schiefgehen — tut es auch

Eine lange Tour ist zu knapp drei Vierteln geschafft – und dann fällt das Fahrrad-Navi aus. Kein Problem, oder? Schließlich gibt es Verkehrsschilder. Doch wo der Weg weiterführen sollte, liegt plötzlich ein riesiger Baggersee. Auch Kartendienste auf dem Smartphone helfen nicht weiter, da viele Wege in Sackgassen enden. Selbst die Infotafeln vor Ort zeigen offensichtlich veraltete Karten.

Mit grober Orientierung nach Himmelsrichtung und Straßennamen finden wir schließlich den Heimweg – und vermeiden dabei sogar den riskanten Weg über eine Bundesstraße.

Für die Arbeit ergeben sich daraus folgende Fragen:

Woran orientieren wir uns, um zu sehen, ob wir auf dem richtigen Weg sind?
Sind die dafür verwendeten Informationen aktuell und brauchbar genug?
Was davon ist wirklich notwendig?
Wie reagieren wir, wenn diese Orientierung wegfällt?

🪦 🚴 Balanceakt zwischen Wagnis und Sicherheit

Und dann gibt es diese traurigen Extremereignisse, die sich nicht mehr rückgängig machen lassen. Obwohl die Diskussionen danach oft um Schuldfragen kreisen, gibt es meist wenig Konkretes, um zukünftige Vorfälle zu verhindern. Technologische Ansätze, die helfen sollen, schneller auf Extremereignisse reagieren zu können, werden zwar oft erwähnt, aber selten umgesetzt.

Für die Arbeit ergeben sich daraus folgende Fragen:

Welche Risiken bestehen in unseren Organisationen, Produkten und Projekten?
Wie hoch sind diese?
Wie lassen sich diese Risiken so reduzieren, dass wir dennoch handlungsfähig bleiben?
Wo nehmen wir uns angesichts realer Probleme vielleicht zu wichtig?

Inspiration auf zwei Rädern

Der Sport bietet spannende Impulse für agile Methoden. Wer bereit ist, die Prinzipien von Teamarbeit, Risikomanagement und kontinuierlicher Verbesserung aus dem Sport zu adaptieren, wird agiler, widerstandsfähiger und erfolgreicher arbeiten. Lasst Euch inspirieren und startet Eure eigene agile Etappe!

Sportliche Grüße


PS: Die Überlegungen aus den ersten Quartalen 2024 findet ihr hier: