Wer LEGO® SERIOUS PLAY® (LSP) noch nicht kennt, reagiert oft mit einem Schmunzeln oder einer Portion Skepsis. Wer es erfolgreich miterlebt hat, zeigt sich meist begeistert – oder zumindest beeindruckt von der Kreativität, die aus den kleinen bunten Steinen hervorgeht. Alleine wegen des Hypes ist es höchste Zeit für mich, LSP kritisch unter die Lupe zu nehmen. Nicht aus Ablehnung, sondern aus Neugier – gegenüber den Details der Methode und vor allem gegenüber den Menschen, die mit ihr arbeiten.

Inhalt
Warum diese kleine Blogserie?
Ich mag es Dinge auch wortwörtlich begreifen zu können, bin gerne in Workshops und habe schon immer gerne LEGO® gespielt. Da ist der Weg zu LEGO® SERIOUS PLAY® (LSP) sehr kurz. Die Perspektive der Kollegen (Teilnehmer und Facilitatoren) zu dem Thema reicht von „Schau mal, was wir zusammen damit tolles erreicht haben!“ bis zu „Wenn LSP der Weg zur Antwort/Lösung ist, dann sollte man nochmal darüber nachdenken, ob man sich mit der richtigen Frage / dem richtigen Problem beschäftigt“.
LSP hat in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Entwicklung hingelegt: Was einst als spielerisches Workshop-Format belächelt wurde, gilt heute in vielen Kreisen als Wundermittel – ob für Innovation, Teamdynamik, Strategiearbeit oder Kulturentwicklung. In Unternehmen, auf Konferenzen und in Beratungsangeboten begegnet einem LSP immer häufiger – fast schon als modischer Standard.
Doch wie bei vielen Methoden, die plötzlich im Trend liegen, lohnt sich ein genauerer Blick. Vieles klingt überzeugend, sieht kreativ aus und fühlt sich im Workshop richtig gut an. Aber: Was steckt wirklich dahinter? Werden die großen Versprechen eingelöst? Und vor allem – was bleibt ungesagt, wird übersehen oder zu wenig kritisch beleuchtet?
Was ist LEGO® SERIOUS PLAY® (LSP) überhaupt?
LSP ist eine moderierte Methode, die dabei helfen soll, Probleme zu lösen, Kommunikation zu fördern und kreative Ideen sichtbar zu machen. Entwickelt wurde sie in den 1990er und Anfang der 2000er von LEGO selbst – gemeinsam mit Wissenschaftlern wie Johan Roos und Bart Victor. Die zentrale Idee dahinter: Menschen denken nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit den Händen. Indem sie metaphorische Modelle bauen, können Gedanken, Erfahrungen und Perspektiven greifbar werden, die in klassischen Meetings oft verborgen bleiben. Das heißt oft „Hirn-Hand-Prinzip“.
Seit 2010 ist der Kern der Methode als Open-Source-Dokument frei zugänglich. Trotzdem gibt es bis heute zertifizierte Ausbildungen, Lizenzmodelle – und rund um LSP einen Hauch von Markenmythos.
LEGO® SERIOUS PLAY® – Spielen mit Sinn (und System)
- Ja, hier wird wirklich mit LEGO gebaut – aber nicht zum Spaß (also nicht nur).
- LSP ist eine Methode, mit der Teams komplexe Themen angehen, kreative Ideen entwickeln und echte Gespräche führen – Stein für Stein.
- Die Grundidee: Wir denken nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit den Händen. Und was wir bauen, sagt oft mehr als tausend PowerPoint-Folien.
Was will diese Serie – und was nicht?

Diese Blogpost-Serie ist keine Abrechnung mit LSP und soll auch keine unkritische Werbung für die Methode sein. Vielmehr ist sie ein Plädoyer für eine ehrliche, fundierte und respektvolle Auseinandersetzung mit einer Methode, die ohne Zweifel Potenzial bietet – aber eben auch klare Grenzen und Risiken mit sich bringt.
Ich selbst habe LSP erlebt, moderiert, beobachtet, verteidigt und hinterfragt. Aus all diesen Bausteinen sind Kritikpunkte entstanden, die ich in den kommenden Beiträgen beleuchten werde.
Dabei werde ich unter anderem auf folgende Fragen eingehen:
- Fördert LSP wirklich echte Beteiligung oder wird sie nur inszeniert?
- Wie wissenschaftlich fundiert ist die Methode eigentlich?
- Welche Rolle spielt der Facilitator – und wie viel Einfluss hat er?
- Warum fühlen sich manche Menschen durch LEGO eher ausgeschlossen als eingeladen?
Für wen ist die Serie gedacht?
Diese Serie richtet sich an:
- Coaches, die Methoden einschätzen wollen,
- Facilitatoren, die LSP bereits anbieten oder sich weiterbilden möchten,
- Organisationen, die überlegen, LSP einzusetzen,
- und alle, die sich für den Umgang mit Komplexität und Kreativität interessieren.
Ich werde Beispiele teilen, Fallstricke aufzeigen, Alternativen präsentieren – und nicht zuletzt die Besonderheiten von LSP dort hervorheben, wo sie zur Geltung kommen können.
Was kannst du tun?
Wenn du eigene Erfahrungen mit LSP gemacht hast – sei es positive oder kritische –, freue ich mich auf den Austausch mit dir. Schreib mir eine Nachricht. Vielleicht entsteht aus dieser Serie ja ein spannender Dialog.
Im nächsten Teil geht es um die Fragestellung: „Beteiligung mit Tiefgang oder nur schönes Theater?“
Bis dahin: Weiter bauen – und weiter denken.
Weiterführende und alternative Quellen
/01/ James, Alison: Learning in Three Dimensions: Using Lego Serious Play for Creative and Critical Reflection Across Time and Space, in: Prudence C. Layne/Peter Lake (Hrsg.), Global Innovation of Teaching and Learning in Higher Education, Springer eBook, 2015, [online] doi:10.1007/978-3-319-10482-9, S. 275–294.
/02/ Kristiansen, Per/Robert Rasmussen: Building a Better Business Using the Lego Serious Play Method, John Wiley & Sons, 21.07.2014.
/03/ LEGO®: LEGO® SERIOUS PLAY®: Open-source / Introduction to LEGO® SERIOUS PLAY®, o. D., [PDF] https://www.lego.com/cdn/cs/set/assets/blt8ec1d6ff766ddfd4/LEGO_SERIOUS_PLAY_OpenSource_14mb.pdf.
/04/ Nerantzi, Chrissi/Alison James: LEGO® for university learning: Online, offline and elsewhere, in: Zenodo (CERN European Organization for Nuclear Research), 10.12.2022, [online] doi:10.5281/zenodo.7421754.
/05/ Niedermayr, Melanie: Potenziale von ernsten Spielen für das Lernen Erwachsener: Eine Untersuchung der Methode LEGO Serious Play, Philipp Assinger (Hrsg.), , 08.2020, [online] https://unipub.uni-graz.at/obvugrhs/download/pdf/5734307?originalFilename=true.
/06/ Schleutker, Natascha: LEGO® Serious Play® im Projektmanagement – Wie Bausteine dabei helfen, innovative Lösungen zu finden, in: Parm AG, 22.02.2024, [online] https://parm.com/lego-serious-play-im-projektmanagement/.
/07/ Statler, Matt/Johan Roos/Bart Victor: Ain’t misbehavin’: taking play seriously in organizations, in: Journal Of Change Management, Bd. 9, Nr. 1, 01.03.2009, [online] doi:10.1080/14697010902727252, S. 87–107.
/08/ Stoehr, Anna-Elena: Was bringt LSP wirklich? Welche Vorteile und Nachteile hat LEGO® Serious Play®?, in: Anna-Elena Stoehr, 12.12.2023, [online] https://annaelenastoehr.com/welche-vorteile-und-nachreile-hat-lego-serious-play/.
/09/ t2informatik GmbH: LEGO Serious Play – t2informatik GmbH, in: T2informatik GmbH, 09.12.2024, [online] https://t2informatik.de/wissen-kompakt/lego-serious-play/.