In einer Welt, die sich rasant weiterentwickelt und in der Technologie eine immer größere Rolle spielt, ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir die Weichen für eine nachhaltige Zukunft stellen. (Software-)Entwicklungsteams stehen oft im Zentrum dieser Transformation. Sie treiben Innovationen voran, formen unsere Arbeitsweise und beeinflussen, wie wir miteinander und mit unserem Planeten interagieren können.
Jede Entwicklung und jede Entscheidung, die wir treffen, kann weitreichende Auswirkungen haben – auf die Umwelt, die Gesellschaft, die Wirtschaft(lichkeit) und unsere Zusammenarbeit haben. Deshalb ist es ist notwendig, dass wir immer wieder einen Schritt zurücktreten und überlegen, wie wir unsere Fähigkeiten und unser Wissen nutzen können, um nicht nur funktionale, sondern auch nachhaltige Produkte zu schaffen.
Stellen wir uns eine Produktentwicklung vor, die effizient, effektiv, ressourcenschonend und umweltfreundlich ist. Eine Entwicklung, die den digitalen Fußabdruck minimiert und gleichzeitig maximale Wirkung erzielt. Dies ist keine utopische Vision, sondern realisierbar, wenn wir Nachhaltigkeit als integralen Bestandteil des Entwicklungsprozesses betrachten.
In diesem Blogpost werden wir einen Workshop-Baustein erkunden, der genau darauf abzielt: die Integration von Nachhaltigkeit in die Produktentwicklung. Er basiert auf dem als bekannt vorausgesetztem 9R-Modell /6/. Wir werden sehen, warum dies nicht nur sinnvoll, sondern notwendig ist und skizzieren, wie er ablaufen kann, um einen echten Wandel herbeizuführen.
Weshalb und wann ein Workshop sinnvoll ist
Die Durchführung eines Workshops für nachhaltige Verbesserungen in einem Team ist aus mehreren Gründen sinnvoll:
- Bewusstsein schaffen und Handlungsfähigkeit entdecken:
Manchmal sind sich Teams nicht bewusst, wie ihre Entscheidungen und Arbeitsweisen die Nachhaltigkeit beeinflussen. Ein Workshop bietet die Möglichkeit, dieses Bewusstsein zu schärfen und den Fokus auf nachhaltige Praktiken zu lenken. - Veränderungen etablieren:
Nachhaltigkeit erfordert eine Veränderung der Denkweise und der Arbeitsgewohnheiten. Ein Workshop kann dazu beitragen, kontinuierliches Lernen und Anpassungsfähigkeit zu etablieren. - Team-Alignment:
Ein Workshop ermöglicht es dem Team, gemeinsame Ziele zu definieren und sich auf einen nachhaltigen Ansatz zu einigen. Dies fördert die Zusammenarbeit und das Verständnis füreinander. - Steigerung von Effektivität und Effizienz:
Nachhaltige Praktiken können die Effektivität und Effizienz steigern, indem sie unnötige Ressourcenverschwendung reduzieren und helfen sich auf für Kunden Wertvolles zu fokussieren. Ein Workshop hilft dabei, diese Potenziale zu erkennen und umzusetzen.
Der richtige Zeitpunkt für einen solchen Workshop hängt von der aktuellen Situation des Teams ab. Hier sind einige Anhaltspunkte:
- Projektstart oder -überarbeitung:
Wenn ein neues Projekt beginnt oder ein bestehendes Projekt überarbeitet wird, ist der ideale Zeitpunkt, um nachhaltige Praktiken zu integrieren. - Teamwechsel oder -erweiterung:
Wenn neue Teammitglieder hinzukommen, bietet sich ein Workshop an, um alle auf denselben Stand zu bringen, sowie neue Impulse und Perspektiven zu nutzen. - Nachhaltigkeitsinitiative:
Wenn das Unternehmen eine Nachhaltigkeitsstrategie verfolgt, ist ein Workshop ein wichtiger Schritt, um diese Strategie in die Praxis umzusetzen.
Ein Workshop ist also immer dann sinnvoll, wenn das Team bereit ist, Veränderungen selbst zu gestalten und nachhaltige Praktiken zu fördern. Es ist nie zu früh oder zu spät, um damit zu beginnen, wenn sich ein Team für mehr Nachhaltigkeit entschieden hat.
Skizze des möglichen Workshop-Ablaufs
Der Workshop für nachhaltige Verbesserungen in einem Team folgt einem strukturierten Ablauf, der die Teilnehmer durch die verschiedenen Phasen führt. Gestaltet den Workshop interaktiv und partizipativ. Die Teilnehmer sollten aktiv mitdenken dürfen, ihre Ideen einbringen und gemeinsam Lösungen entwickeln. Am Ende des Workshops sollten klare Handlungsschritte festgelegt sein, um die Nachhaltigkeit im Team kontinuierlich zu verbessern. Hier ist ein Vorschlag für den Ablauf des 9R-Workshop-Bausteins:
Vorbereitung und Einführung
Die Teilnehmer haben sich auf das Thema Nachhaltigkeit und den Zweck des Workshops eingestimmt. Sie lernen das 9R-Model kennen und ermitteln angepasste Fragestellungen für ihren Arbeits- und Aufgabenbereich.
Einordnung
Die Teilnehmer ordnen ihre Tätigkeiten, Prozesse, Ansätze auf dem 9R-Model ein und ermitteln anhand der Fragestellungen mögliche Verbesserungen. Hierzu gehen sie wie folgt vor.
- Status Quo Analyse
- Ziel: Den aktuellen Nachhaltigkeitsstand im Team verstehen.
- Aktivitäten:
- Jedes Teammitglied ordnet die aktuellen Praktiken und Tools auf der 9R-Skala ein.
- Gemeinsame Diskussion über die Ergebnisse.
- Low Hanging Fruits identifizieren
- Ziel: Sofort umsetzbare Verbesserungen finden.
- Aktivitäten:
- Brainstorming-Session: Welche kleinen Schritte können wir sofort unternehmen, um besser zu sein als der Status Quo?
- Zusätzlich die notwendigen Rahmenbedingungen und erwartete Wirkung festhalten
- Idealzustand definieren
- Ziel: Vision für nachhaltige Praktiken entwickeln. Oft ergeben sich hier langfristige Ansätze.
- Aktivitäten:
- Diskussion über den idealen Zustand für jedes der 9R-Prinzipien.
- Visualisierung der Ziele.
- Zusätzlich die notwendigen Rahmenbedingungen und erwartete Wirkung festhalten.
- Verbesserung über Low Hanging Fruits hinaus
- Ziel: Realistische Ziele identifizieren. Oft ergeben sich hier mittelfristige Ansätze.
- Aktivitäten:
- Identifikation von Maßnahmen, die etwas über die Low Hanging Fruits hinausgehen, aber noch gut realisierbar sind.
- Zusätzlich die notwendigen Rahmenbedingungen und erwartete Wirkung festhalten.
Clustering
- Themen-Clustering
- Ziel: Synergien erkennen.
- Aktivitäten:
- Gruppierung der identifizierten Punkte nach Themenbereichen.
- Diskussion, wo bei ähnlichen Themen, Ansätze mit höherer Wirkung möglich wären. Entsprechende Anpassung oder Ergänzung der Ansätze.
- Ansätze-Clustering
- Ziel: Vereinfachung der Umsetzbarkeit.
- Aktivitäten:
- Gruppierung der Lösungsansätze nach ihrer Umsetzbarkeit und Wirkung.
- Diskussion über ähnliche Ansätze. Hier wird oft Vereinfachungspotenzial entdeckt.
- Wenn möglich, Ableitung übergreifender Prinzipien für die gemeinsame Arbeit.
Action Items festlegen
Aus den oben genannte Schritten entsteht ein Gesamtbild. Dieses wird genutzt, um:
- Konkrete Maßnahmen auszuwählen und zu definieren.
- Überprüfungsmethoden und Intervalle oder Termine festzulegen.
- Notwendige Verantwortlichkeiten zu vereinbaren.
Abschluss
Es empfiehlt sich Übungen wie diesen Workshop zu wiederholen. Die Teilnehmer vereinbaren die hierfür notwendigen Folgetermine. Abschließend werden die Ergebnisse zusammengefasst und die wichtigsten Erkenntnisse wiederholt. In einer Feedback-Runde sammelt das Team Rückmeldungen zum Workshop, um diese zur Verbesserung folgender und ähnlicher Workshops zu nutzen.
Zusammenfassung und Ausblick
Wir haben nun die Reise durch einen Workshop für nachhaltige Verbesserungen in einem (Software-)Entwicklungsteam begleitet. Von der Erkenntnis der Notwendigkeit bis zur Entwicklung von Lösungsstrategien haben wir gesehen, wie ein solcher Workshop gestaltet werden kann. Der Workshop bietet eine Plattform, um gemeinsam als Team Lösungen für Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft zu entwickeln. Dabei sind wir, zur einfacheren Veranschaulichung, bewusst isoliert auf ein einzelnes Team eingegangen. Selbstverständlich lässt sich diese Art von Workshop mit leichten Anpassungen sowohl mit anderen Schwerpunkten, also auch für übergreifende Nachhaltigkeitsinitiativen durchführen.
Wir stehen am Anfang einer wichtigen Veränderung – einer Veränderung, die nicht nur unsere Arbeitsweise, sondern auch die Welt um uns herum zum Besseren wandeln kann. Es ist Zeit, aktiv zu werden, aktiv zu bleiben und den Unterschied zu machen. Wir wünschen viel Erfolg bei den nächsten Schritten, vielleicht ja mit etwas Inspiration durch das 9R-Modell.
Weiterführende Quellen und Ressourcen
/1/ Fowler, M. (2018). Refactoring: Improving the Design of Existing Code. Addison-Wesley Professional.
/2/ Hunt, A. & Thomas, D. (2003). Der pragmatische Programmierer.
/3/ Martin, R. C. (2009). Clean code: Refactoring, Patterns, Testen und Techniken für sauberen Code ; [Kommentare, Formatierung, Strukturierung ; Fehler-Handling und Unit-Tests ; zahlreiche Fallstudien, Best Practices, Heuristiken und Code Smells].
/4/ Sundberg, N. (2022). Sustainable IT Playbook for Technology Leaders: Design and Implement Sustainable IT Practices and Unlock Sustainable Business Opportunities. Packt Publishing.
/5/ Sustainable-IT-Studie: IT spielt in Nachhaltigkeitsstrategien nur untergeordnete Rolle | Capgemini Germany. (2024, 3. April). Capgemini Germany. https://www.capgemini.com/de-de/insights/research/sustainable-it/
/Bilder/ Titel und Abschlussbild mit Bing generiert und teilweise überarbeitet
Hinweis
Zuerst veröffentlicht auf: https://www.teamworkblog.de/2024/05/mit-9r-fur-mehr-nachhaltigkeit.html